„Putzen gegen das Vergessen“ – Math.-Nat.-Schüler reinigen „Stolpersteine”

 

Unter Stolpersteinen versteht man kleine, in den Boden eingelassene und mit Beton umgossene Messingplatten, auf welchen jeweils der Name eines Opfers der NS-Diktatur steht, welches deportiert und in den meisten Fällen ermordet wurde. Neben dem Namen findet sich auch das Geburtsdatum der jeweiligen Person und der Deportationszeitpunkt und der Todesort. Die Stolpersteine wurden von dem Künstler Gunter Demnig ins Leben gerufen als dezentrales Mahnmal.

 

Diese Messingplatten werden meist im Bürgersteig vor dem letzten freiwilligen Wohnort des jeweiligen Opfers in den Boden eingelassen. Die Stolpersteine sollen an die Opfer des NS Regimes erinnern und ihnen, da sie in Konzentrationslagern nur als Nummern behandelt wurden, ihren eigenen Namen zurückgeben. Zusätzlich sind sie so verlegt, dass man sich zum Lesen ihres Inhaltes bücken muss und sich somit vor den Opfern sinnbildlich gesehen verbeugt.

 

Es wurden bisher in 26 Ländern Stolpersteine verlegt. In Mönchengladbach alleine befinden sich insgesamt 295 Stolpersteine, verteilt auf über 85 Orte. Der erste der Mönchengladbacher Stolpersteine wurde am 27. Januar 2006, dem Gedenktag an die Opfer des Holocausts, in den Boden eingelassen.

Beispiel eines Stolpersteins in der Lüpertzender Straße 165

Am 05.11.2020 haben einige von uns Schülerinnen und Schülern der Stufen Q1 und Q2 des Mathematischen Naturwissenschaftlichen Gymnasiums unter Begleitung von Frau Kremser und Herrn Piehler freiwillig nach der Schule für 1,5 bis 2 Stunden an einer Reinigungsaktion für Stolpersteine teilgenommen. Da die Stolpersteine mit der Zeit schmutzig und unlesbar werden, sind wir Schüler, auf drei Gruppen verteilt, durch die Gladbacher Innenstadt gezogen und haben Stolpersteine gereinigt und poliert, sodass sie pünktlich zum Gedenktag an die Opfer der Reichspogromnacht vom 9. November 1938 wieder sauber waren.

 

Neben Karten mit den Standpunkten der einzelnen Stolpersteine hatten wir auch noch Informationsblätter dabei, auf welchen für jedes Opfer, dem ein Stolperstein gewidmet ist, ein kurzer Text zu dessen Leben und Ermordung zu finden war.

 

Persönlich hat das Reinigen der Stolpersteine gemischte Gefühle ausgelöst. Einerseits hat das nähere Befassen mit ihnen durch die Texte zu den Opfern einem noch einmal den Schrecken des NS-Regimes verdeutlicht und einen sehr traurig gestimmt, dass so viele Menschen aufgrund von Antisemitismus und ähnlichen „Gründen“ ermordet wurden. Andererseits war es schön zu sehen, dass man den Steinen zu neuem Glanz verhelfen konnte und dabei helfen konnte, die Erinnerungskultur in Deutschland aufrecht zu erhalten. Einer der schönsten Momente der Reinigungsaktion war tatsächlich, dass auf einem der Stolpersteine zu lesen war, dass die Person, an welche der Stolperstein erinnert, es 1939 noch geschafft hatte in die USA zu fliehen und dem NS-Regime und somit auch der Ermordung zu entkommen.

 

Insgesamt ist festzuhalten, dass wir hoffen, dass die Stolpersteine weiterhin zur Erinnerungskultur beitragen und sich so der Schrecken des NS-Regimes niemals wiederholt. Und wir sind froh darüber, dass wir zum Aufrechterhalten der Erinnerungskultur beitragen konnten.

 

2020, Elisabeth Rathsack, Dominic Krüger und Valerius Meister

Hier der Vorher-Nachher-Vergleich einiger Stolpersteine:

Stepgesstr. 29 - vorher
Stepgesstr. 29 - nachher
Stepgesstr. 33 - vorher
Stepgesstr. 33 - nachher